index
  Edition
"Orient und Okzident"

Projektraum 1 Künstlerhäuser Worpswede, 2004
Desiderat dreier Performances: Gypsum Belly Dance 2001 / Hullabelly 2002 / Islamic Woman 2004
Fotoedition Triologie Mittel (60x120 cm), Aufgezogen auf MDF Platte
Fotografie: Rüdiger Lubricht

 
         

 

Concept

Der Titel der Triologie "Orient und Okzident" entstammt dreier Performances aus den vergangenen vier Jahren: "Gypsum Belly Dance, 2001", "Hullabelly, 2002", "Islamic Woman, 2004". Allen Arbeiten ist die Auseinandersetzung mit den Prinzipien der zwei Kulturstämme, dem des Orients und des Okzidents gemeinsam. In Gypsum Belly Dance wird ein Bauchtanz zu orientalischer Musik mit Gipsarmen aufgeführt. Hier wird ein Bruch zwischen West und Ost manifest. Zudem wird die erotische Bewegung des orientalischen Bauchtanzes durch das Handicap der Gipsarme - charakteristisch für die Moderne - ad absurdum geführt. In Hullabelly wird der Hullahoopreifen - als Symbol des Westens - zu einer orientalischen Popmusik 45 min. lang mit dem Kopf geschwungen. Der Hullahoopreifen, der im westlichen Kontext mit Spaß und Fitness assoziiert wird, ist gleichzeitig in Verbindung mit der islamisch gläubigen türkischen Frau zu sehen. In Islamic Woman wird der traditionelle lange schwarze Schleier mühsam mit den Fingern aufgewickelt, bis der durch Lippenstift gerötete Mund sichtbar wird: Rote Lippen, die von der Freiheit nach westlichem Muster träumen. Die Fotoserie zeigt Bilder der Performances als eigenständige Bilder mit je originärer Aussage. Die Bilder konzentrieren sich auf Kleidung, Körperhaltung und Mimik vor dem leeren weißen Hintergrund des Raumes. So wird eine künstliche Situation durch gezielten Einsatz von Licht, Oberfläche und Raum geschaffen, durch die eine bewegte Darstellung in der Performance übersteigt und "über"-real (surreal) darstellt. Die fotografische Darstellung wird somit abstrahierend in eine künstliche Situation überführt, um auf diese Weise den Inhalt der Fotos auf neue Weise lebendig werden zu lassen. Hier findet nicht nur eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema "Orient und Okzident" statt, sondern zugleich auch eine formale Auseinandersetzung zwischen Performance als wirkende bzw. wirkliche Kunst und Fotografie als momenthafte Fixierung einer essentiellen Form-Aussage. Somit ist "Orient und Okzident" eine in sich und für sich neue Arbeit, die mit den Mitteln der Fotografie aus der Performance die Essenz der Handlung zu begreifen versucht, ohne dabei den Raum, das Publikum noch die Dauer der Performance zu thematisieren.