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  Projekt
"Lee(h)rstellen"

Ausstellung "Die Schönheit im Auge des Betrachters", Akademie Galierie in der U-Bahn Station Universität, ermöglicht durch das kulturreferat der Stadt München, der BMW Group und der Universität München. (06.03.-22.03.2002)

         
         

Concept
Die Akademiegalerie wurde in der Zeit vom 5.3 bis zum 22.3.2002 in ein Museum der ganz besonderen Art verwandelt. Die Installation besteht aus einer Reihe von 5 Bildern in unterschiedlichen Formaten mit einfarbig weißen Flächen und goldverzierten Rahmen. Leinwandbilder, auf denen nichts außer einer monochromen Weißfläche zu sehen ist und die sozusagen eine stellvertretende Leerfläche eines Originalbildes darstellt. Zwar sieht der Betrachter hier keine Gemälde mit verschiedenen Motiven und Themen: Dafür kann er die Bilder hören. Eine Audioführung per Kopfhörer begleitet ihn durch die Ausstellung und er lernt die jeweiligen Gemälde zu sehen, indem er den Ausführungen folgt, die speziell zu diesen Bildern (berühmte Meisterwerke von Klassikern und Zeitgenossen aus den letzten 5 Jahrhunderten) aufgenommen wurden. Die Tonaufnahmen wurden zuvor in den jeweiligen Museen mit kunstinteressierten Besuchern angefertigt. Die Idee ist einfach: So, wie der Betrachter die Bilder durch das Sehen im Kopf konstruiert, so kann er dies prinzipiell gesehen auch durch das Hören. Die ungewohnte Seh-Hör-Situation wird dabei visuell durch die vorhandenen Bilderrahmen mit den weißen Flächen unterstützt. Der beabsichtigte museale Charakter des Ausstellungsraumes wird durch die Bild-Formate, die Hängung der Bilder; die Wandfarbe, den Sicherheitsstreifen vor den Bildern; einem Sessel und meiner Person als Museumswärterin verstärkt. Hier soll aber nicht ein besonderes Museum kopiert werden, sondern die allen gemeinsamen Merkmale zur Darstellung kommen. So erscheint dem Betrachter dieses kleine "Museum" formal gesehen nicht fremd. Dennoch unterscheidet es sich signifikant von allen anderen Museen, indem es dem Betrachter eine Aufgabe stellt: Das Museum wird erst zum Museum, wenn der Betrachter es zu einem solchen durch die Umsetzung des Gehörten in geistige Bilder macht. Fast könnte man sagen, daß der Betrachter hier lernt zu sehen, ohne etwas zu sehen, wenn er sich auf dieses Experiment einläßt. Analog zum Sehen gilt dann: So wie man zwischen den Zeilen liest und ein dazu passendes Bild in sich visualisiert, so kann man auch zwischen den Zeilen hören, um zu sehen. So wird das "lee(h)re Bild" zu einem lebendigen Bild, das durch das Hören im Kopf zu einem geistigen Bild zusammengesetzt wird und aus dem man "le(e)hrnen" kann.

Equipment
Weiße Leinwandbilder, Goldrahmen, 30 Walkman

Dauer
6.3 - 22.3.2002

Vorlage
Als Video, Foto und Audio