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  Projekt
"Colour of Sound "

Video performance 2024

         
         
         
         

Concept
Ekici liegt auf einer schwarzen Bühne, um sie herum sind Dutzende von Obst- und Gemüsesorten verstreut. Einige liegen auf ihrem Körper, andere untätig neben ihr. Sie performt mit ihnen – singt, spielt, isst. In Colour of Sound begreift Ekici den Körper als offenes Feld ritueller Begierde und entdeckt in Obst und Gemüse eine Beziehung von Farbe und Klang, die zugleich satirisch und gefährlich, ungewöhnlich und schön ist. Ihre grundlegende Praxis ist eine Art visuell-auditiv-gustatorisches Gesamtkunstwerk – sie verknüpft die kollektive Schnittstelle unserer menschlichen Sinne als einen Raum, in dem Farbe, Klang und Geschmack voneinander abhängen und miteinander interagieren. Eine Vielzahl unterschiedlicher Früchte und Gemüsesorten bevölkert das Video, jede begleitet von ihrem eigenen Klang: das tiefe, dröhnende Vibrieren von Frühlingszwiebeln, das schnelle „plopplopplop“ der Blaubeeren und das größere, langsamere „plop plop plop“ der Trauben. Indem sie den Dingen, die wir essen, eine Stimme verleiht, reagiert Ekici mit einem zutiefst menschlichen Spieltrieb auf Nahrung: Sie fragt uns, „Was würden diese Früchte tun, wenn sie handeln könnten? Was würden diese Gemüse sagen, wenn sie singen könnten?“ Sie verstärkt diesen Sinn für Humor und Satire, indem sie das, wovon wir abhängig sind, vermenschlicht: die Dinge, die uns jene Nährstoffe liefern, von denen unser Leben abhängt. Durch den Gesang entsteht ein weiteres Element des Rituals. Eine glühende, geheimnisvolle Atmosphäre begleitet sie, wenn sie Früchte in den Händen erhebt, Gemüse wie Instrumente spielt und sie schließlich konsumiert. Das Ritual verehrt diese Gemüse für ihre Schönheit und Notwendigkeit – und parodiert zugleich unsere alltäglichen Praktiken, sie zuzubereiten. An einem Punkt hebt Ekici eine gelbe Paprika auf einem Messer zum Mund und beginnt, sich scheinbar selbst zu erstechen. Das Gefühl, dass ein künstliches Material (das „Messer“) in die natürliche Welt (die „Paprika“) eindringt, wird greifbar – und diese Gefahr spiegelt die Bedrohung wider, die die Künstlichkeit in unserem Leben darstellt. Diese Künstlichkeit wird zu einem doppeldeutigen Symbol: ein Werkzeug, das wir täglich benutzen, um Nahrung zuzubereiten, zu schneiden, zu formen – um das Leben selbst zu erhalten – offenbart zugleich sein innewohnendes Risiko: seine Nützlichkeit ist zugleich eine existenzielle Bedrohung, eine scharfkantige Gefahr. Letztlich ist das Publikum eingeladen, Nahrung jenseits des Ästhetischen zu erfahren. Ja, wir schmecken das säuerlich prickelnde Aroma der Ananas, in die sie beißt, hören die Musik ihrer Trauben, spüren die Äpfel, die sie gegeneinander schlägt – und zugleich erkennen wir die existenzielle Bedeutung dieser Gewächse: Ohne Nahrung kein Leben. (Text: Jono Wang Chu; Übersetzung: Dr. Andreas Dammertz)

Equipment
Obst, Gemüse, Messer, weißes Klebeband, Kostüm, Theater-Spots, Mikrofon

Dauer
10:40 Min., HD MP4, 16:9, Ton, Farbe

Vorlage
Kamera und Schnitt: Branka Pavlovic Ton/Stimme: Nezaket Ekici Sound-/Voice-Mastering: Mladjan Matavulj Assistenz: Elmas Ekici, Andreas Dammertz Dank an: Theaterhaus Berlin Mitte