Performance Installation 2016 _für „Missing_Link“ Internationale Kongress des Instituts für Kunst, Pädagogische Hochschule, Karlsruhe 16.7.2016

Milch ist in der Menschheitsgeschichte von zentraler Bedeutung als primäres Nahrungsmittel. Aus der Perspektive der Evolution gilt das für alle Säugetiere, bei denen Milch und dessen Eigenschaften, hochqualitatives Eiweiß und Proteine zu bieten, insbesondere Säuglingen als unverzichtbare Nahrungsquelle dient. Das Wort "Milch" ebenso wie das englische "Milk" gehen ethymologisch betrachtet auf den Vorgang des Melkens zurück und ist überdies tief in den Sprachen Europas verwurzelt. Wir haben mit der Milch also eine art Urwort vor uns, das die Menschen von jeher begleitet. Mit Blick auf die Überproduktion von Milch und Milchprodukten in der heutigen Europäischen Union, die immer wieder anhand des Preisverfalls in den Medien diskutiert wird, zeigt sich eine grundsätzliche Problematik der heutigen Welt. Das Überangebot an Milch wird zum Sinnbild für Verschwendung, die den einzelnen Konsumenten überfordert und zeigt - trotz aller Versuche - die Unmöglichkeit auf, die Komplexität gesellschaftlicher Prozesse und Verhältnisse zu steuern oder zu beherrschen. Für die Milch heißt dies: "Milch geht den Bach runter" und ebenso viele Bauern. In der Performance steht die Künstlerin erhöht auf einem Sockel in einem langen schwarzen Kleid. Neben Ihr befinden sich mehrere Gefäße mit Milch. Am Boden befindet sich ein schwarzes Auffangbecken. Die Künstlerin lässt die Milch langsam über ihr Kleid, mal auch über ihren Kopf hinunter in das Becken laufen. Die Milch fließt in Linien über das Kleid und verzweigt sich. Von unten betrachtet wirken die Milchrinnsaale wie Wurzeln eines Baumes. Neben dem aktuellen Bezug zur Verschwendung und Überproduktion von Milch erinnert das Bild aber auch an den Baum des Lebens und versinnbildlicht damit die fundamentale Bedeutung der Milch für das menschliche Leben. Sieht man die Überproduktion von Milch und den damit einhergehenden Niedergang landwirtschaftlicher Betriebe zusammen mit der Bedeutung, die Milch für uns eigentlich besitzt, dann stellt sich die Frage ob wir nicht gerade dabei sind, uns selbst ein Stück weit die Lebensgrundlage zu entziehen, indem wir unkontrolliert produzieren, konsumieren und wegwerfen.

Kostume, Milch; Hoch Tisch; 5 Glaskannen

45 min

Technik: Franz-Martin Walser , Maximilian Schindele Photo Andreas Dammertz