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  Projekt
"Dal non-finito al finito "

Performance Installation 2018

1.Kunst und Kulturfestival, Kulturakademie Tarabya 30.6.2018

         
         

Concept

In ihrer Performance-Installation „dal non-finito al finito“ (A.T.) beschäftigt sich die Künstlerin mit der Geschichte der „Skulptur“. Der Begriff „non-finito“ (nicht fertig) ist in der Kunstgeschichte ein Fester Begriff. Er wurde bereits von Michelangelo verwendet und bei August Rodin als festes Stilmittel eingesetzt. Bei Michelangelo kam es aus finanziellen Gründen immer wieder zu unfertigen Skulpturen. August Rodin hingegen hat die Unfertigkeit der Skulpturen bewusst eingesetzt, um Emotionen im Betrachter hervorzurufen.

Die Künstlerin Nezaket Ekici ist auf einem Sockel und wird ca. 1 Std. vor der Live Performance auf dem Sockel mit einer groben Tonmasse bedeckt, so dass man die Künstlerin grob modelliert nicht mehr sieht. Sobald das Publikum kommt, sieht es eine massive Ton-Masse auf dem Sockel, eher einen Klumpen als eine menschenähnliche Form. Langsam befreit sich die Künstlerin mit ihren Händen aus der Ton-Masse. Mit ihrer Hand modelliert sie dann ihren Körper Schritt für Schritt aus der Ton-Masse heraus. Die Ton-Masse, die von ihr abgefallen ist und in gewisser Weise Abfall-Produkt der Performance ist, formt sie nun zu einer Kugel. Damit begibt sie sich in zweifacher Weise in die Rolle des Bildhauers: zum einen modelliert sie sich selbst als Individuum und zum anderen modelliert sie ein Objekt. Im emphatischen Sinne gedacht entwirft sie sich als non-finito Version der antiken Figur des „Atlas“, der die Weltkugel aus Ton auf Händen trägt. Wenn Atlas und die Welt auf seinen Schultern als göttliche Einheit gelten kann, ist Nezaket Ekici hier die menschliche – non-finito – Version des Atlas in Frauengestalt. Ekici bezieht sich bei ihrer neuen Performance auf ältere Performances wie „blind“ (2007), wo sie in einem Gips- Sarkophag eingesperrt war und sich befreit, sowie auf ihre Arbeit „Pondus“ (2015), in der sie einen lebensgroßen Ton-Block mit ihren bloßen Händen geboxt hat, bis Löcher in der Ton-Masse entstanden. Sie nimmt mit ihrer neuen Arbeit eine neue Perspektive ein, indem sie ihren eigenen Körper von der Ton-Masse befreit, um selbst zu einem Teil einer non-finito Ton-Skulptur zu werden. Auch mit der Formung der Ton-Welt-Kugel wird sie nur annäherungsweise zu einer ganzen Skulptur, denn sie bleibt Mensch.

Equipment

Sockel, Ton

Dauer

Vorbereitung: 1 Stunde

Performance: 35 min

Vorlage

Assistenten: Cagla Sönmez Cakir, Özgü Kutlu Türer, Pelin Terzi, Ayse Tanman

Kamera und Editing: Baran Sasoglu

Photo: Bülent Cakir

Kuratorin: Pia Entenmann