Ausstellung "Rituale in der zeitgenössischen Kunst" Akademie der Künste Berlin (05.04.2003)

In der Arbeit "Turkish Island" sind drei Generationen einer Familie (Großeltern, Eltern und Kinder) in einem inszenierten Picknick zu sehen. Durch das Picknick sollen kulturelle Unterschiede zwischen den Generationen und dem deutsch-türkischen Lebensumfeld deutlich werden. Das Ziel der Arbeit ist es, eine kulturspezifische rituelle Situation (Picknick) nachzubilden, zu einer Kommunikation über kulturelle Verschiedenheiten anzuregen und ein gegenseitiges Verständnis einzuleiten. Auf die drei Generationen wirken unterschiedliche kulturelle Einflüsse türkischer und deutscher Herkunft ein, die dazu führen, dass die einzelnen Mitglieder der Familie unterschiedlich gut in die deutsche Gesellschaft integriert sind. In der Familie gibt es einen starken Zusammenhalt. Was alle Mitglieder der Familie miteinander verbindet und ihnen Halt gibt, sind rituelle und zeremonielle Handlungen. Ein typisches Beispiel für eine solche rituelle Handlung ist das sonntägliche Familienpicknick. Zum Zweck der Verdeutlichung wird das Picknick aus seinem gewohnten Kontext herausgenommen und in den Galerieraum übertragen. Durch den Ortswechsel wird eine künstliche Situation erschaffen, in der der Betrachter neue Perspektiven auf die rituelle Handlung des türkischen Picknickens einnehmen kann. Der Betrachter erhält beispielsweise die Möglichkeit, sich der Handlung zu nähern und sich das türkische Picknick genauer anzuschauen - was im Alltagsleben nicht unbedingt möglich wäre. Durch den bewussten Einsatz von türkischen Gebrauchsgegenständen, insbesondere einem großflächigen Teppich, wird eine genau definierte Fläche abgegrenzt, auf der sich die gesamte Aktion abspielt. Die Begrenzung symbolisiert einerseits die Ausgrenzung der türkischen Familie und ihres althergebrachten Kulturverständnisses aus der deutschen Gesellschaft. Andererseits zeigt die Begrenzung auch die Tendenz der Türken in Deutschland auf, sich aktiv gegen die deutsche Kultur abzugrenzen. Die Picknickaktion soll die Ab- bzw. Ausgrenzung nicht festschreiben, sondern im Gegenteil Kommunikation ermöglichen. Die Zuschauer sind eingeladen mit den Akteuren in ein Gespräch eintreten und an dem Picknick teilzunehmen.

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