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  Projekt
"Mimesis"

Chur_Interveniert 2005 - Ortsspezifische Kunstprojekte und Rahmenveranstaltungen in der Altstadt von Chur, 02.09. - 30.10.2005
Performance: 02.09.2005
Kirche St. Martin, Martinsplatz von 12-13 Uhr
Kantonsbibliothek/Staatsarchiv, Karlihofplatz von 14-15 Uhr
Capellerhof, Kornplatz 12 von 16-17 Uhr
06.09.-30.10.2005 Dokumentationstelle: Kantonsbibliothek (1.OG)

         
         

Concept

Die Performance Mimesis bezieht sich auf eine der beiden weiblichen Figuren aus weissem Marmor (Helvetia und Rätia), welche von dem Genfer Künstler James Vibert um 1910 angefertigt wurden. Diese befinden sich auf den beiden Seitenrisaliten der Hauptfasade des heutigen Postgebäudes (ehemals Post-Telegraphen-und Zollgebäude, gebaut 1902-04) auf der Grabenstrasse 20 in Chur. Die Figuren nehmen inhaltlich Bezug auf das Gebäude. Beispielsweise trägt eine Figur Briefe in der Hand und die andere Figur eine Fackel. Der Künstler verbindet hier offensichtlich die Erkennungszeichen der Schweiz, von Chur mit denen der Post zu einem bedeutungsstiftenden Symbol miteinander.

Die von der Performancekünstlerin (Nezaket Ekici) gewählte Figur trägt ein langes Gewand mit einem Band unter ihrer Brust, auf der das Schweizer Kreuz zu sehen ist. Sie hält mit der rechten Hand den Saum eines langen Stoffes und mit der linken Hand das andere Ende des Stoffes sowie eine Fackel. Sie sitzt in sich gekehrt und anmutig mit dem Blick nach unten. Diese Figur wird von der Künstlerin Adaptiert, nachgeahmt und transformiert: Sie wird zu einer lebenden Skulptur. Die Figur wird dabei nicht nur einfach nachgeahmt, sondern auch hinterfragt. Das Bild wird in Bewegung gesetzt und gewinnt durch Akustik an Leben und Farbe. Denn die Künstlerin macht von einem Posthorn Gebrauch, dass der Figur hinzu kommt, ohne die Grundintention von James Vibert zu stören. Vielmehr wird eine Bereicherung des Ausdrucks dargestellt. Das Postgebäude befindet sich außerhalb, kurz vor der Altstadt. Nun wird die Skulptur in die Altstadt geholt, indem Sie auf unterschiedliche Dächer durch die Künstlerin als eine lebendige Skulptur ersetzt wird. Die Künstlerin setzt sich auf drei unterschiedliche Gebäude der Altstadt aus 3 verschiedenen Zeiten. Die ausgewählten Dächer sind 1. der Sakralbau (St. Martin Kirche, auf dem St. Martinsplatz, Spätgotische Anlage aus dem 18 Jh.), 2. die Kantonsbibliothek/ Staatsarchiv, Karlihofplatz sowie 3. der Prophanbau (Geschäftsgebäude aus den 60-70 Jahre des Letzten Jahrhunderts, über dem Restaurant Capellerhof, auf dem Kornplatz). Die Skulptur selbst stammt aus der Zeit des Symbolismus. Somit konfrontiert die Künstlerin unterschiedliche Zeiten miteinander. Die Performance erweitert die in den Figuren angelegte Symbolik insbesondere durch den akustischen Aspekt, ohne die Grundbedeutung zu überformen: Die Performance schafft eine übergreifende Verbindung von Zeit und Raum. Es ist eine stille Performance, die zeitweise wohlklingend laut wird.

Equipment
Kleid, Posthorn, Hebebühne

Dauer
3 Stunden

Vorlage
Kamera: Andreas Dammertz