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  Projekt
"Fackel im Wind"

Das Kritische Auge, Neuer Aschaffenburger Kunstverein, Aschaffenburg, 12.09-12.11.2006
Doppelausstellung, Nezaket Ekici und Alexander Schikowski, Kunststiftung Baden-Württemberg, Stuttgart, 31.01-16.03.2007

         
         

Concept
Die Performance "Fackel im Wind" beschäftigt sich mit der politischen Situation der Türkei, die zwischen einer modernen, säkularen und einer konservativen, traditionell-islamischen Staatsauffassung hin und hergerissen ist. So müssen türkische Schulkinder bereits in der Grundschule jeden Morgen und Mittag den Schulmarsch und zweimal in der Woche die Nationalhymne singen und Parolen aufsagen, u.a. dass sie aufrichtig sind, Fleißig und glücklich sind, Türken zu sein... Diese Form des Nationalstolzes ist auch aus westlichen Ländern bekannt, so etwa aus den USA, jedoch hat der Nationalstolz in der Türkei seit Atatürk eine andere Dimension. Folgt man der Deutung einiger Historiker wie Winkler, dann kann die säkulare Republik nach Atatürk als Kompensation für die Abschaffung des muslimischen Staates verstanden werden und ist damit von konstitutiver Bedeutung für das Selbstverständnis der heutigen Türkei. Deshalb verstehen die Türken ihre Flagge nicht nur als einfaches Staatsymbol, sondern als stabilisierendes Symbol ihrer staatlichen Existenz. Doch in der Realität ist die Situation der Türkei nicht stabil. Der Konflikt zwischen Moderne und Tradition ist Antrieb und Haltepunkt für das Land. Auch die starke Rolle des den Gedanken Atatürks treuen Militärs ist hier von Bedeutung. Das Militär verbürgt die Stabilität der Türkei, was die Bedeutung des morgendlichen Rituals in der Schule verständlich machen kann. In der Performance steht die Künstlerin wie eine lebende Skulptur auf weißer Folie. Vor ihr stehen vier Eimer mit roter Farbe. Links und rechts hinter ihr werden Filme projiziert, die türkische Schulkinder beim Morgenappell zeigen und ihr Gesicht im Großformat. Die Farbe der türkische Flagge ist Rot, darauf in Weiß eine Halbmondsichel und ein Stern. Mondsichel und Stern sind mit wasserabstoßender Farbe auf den Bauch der Künstlerin gemalt. Die Flagge wird auf existentielle, körperliche Weise dargestellt: Flüssige rote Farbe fließt den Köper, umschließt ihn, nimmt ihn gefangen, deformiert ihn im Laufe der Aktion und bildet auf dem Boden eine Farblache. Die rote Farbe ist von intensiver Wirkung, ihre Dynamik wird durch das langsame Fließen am Körper herab versinnbildlicht. Somit zeigt die Künstlerin symbolisch verfremdet die Flagge in Roter Farbe. Dazu hört man die Texte der Hymne und des Marsches ins deutsche übersetzt.

Equipment
4 blaue Eimer, Rote Farbe, Kleister, Weisse Folie, Podest, 2 Beamer, 2 DVD-Player

Dauer
25 Minuten

Vorlage
Video und Fotos;
Kamera: Nezaket Ekici, Philip Metz
Fotos: Andreas Dammertz